Babyblues: Wenn das Mutterglück nach der Geburt auf sich warten lässt

- Kategorie : Familienleben
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Du hast im Kopf diese perfekten Bilder von lachenden Gesichtern, von Sonnenschein und friedlich schlummernden Babies. Bilder, die du schon hundert Mal in der Werbung oder in Filmen gesehen hast. Und dann trifft dich die Realität wie eine Keule auf den Kopf. 

Du bist müde, fühlst dich überfordert, hast Angst, dass du das nicht kannst. Wo bitte ist die Gebrauchsanweisung für dieses Baby. Und warum schläft es nicht „wie ein Baby“. Warum weint es? Und wo ist eigentlich das Mutterglück geblieben, von dem dir alle erzählt haben? 

Du bist nicht allein. Weit mehr als die Hälfte aller Frauen machen ihn durch – den Babyblues. Wenige Tage nach der Geburt setzt bei der überwiegenden Mehrheit der frischgebackenen Mamas, und selten aber doch sogar auch bei Papas – dieses Stimmungstief ein. 

Die Hormon-Achterbahn

Nach der Geburt fahren die mütterlichen Hormone Achterbahn. In der Schwangerschaft hat unser Körper einen hohen Östrogen- und Progesteronspiegel gehabt. Grob gesagt, macht Progesteron gelassen, und Östrogen stabilisiert die Stimmung. Zudem versetzt dich dein Körper während der Geburt mit Endorphinen in einen Glückszustand. 

Etwa 3 Tage nach der Geburt stürzt du von diesem Hormon-Hoch mit deinem Achterbahnwaggon rasant in die Tiefe – und genau wie deine Hormone stürzen auch das Glücksgefühl, Gelassenheit und das Stimmungshoch ab. Hallo Babyblues. 

Die Kleinstfamilie

Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt, zu dem dir Familie, Freunde, Nachbarn unter die Arme greifen sollten. Evolutionär war die Wochenbett-Zeit immer eine Zeit der Unterstützung. Eine junge Mama, die auch einen körperlichen Erholungsprozess durchläuft… gemeinsam im Familienleben ankommen… 

Bloß - das ist in unserer modernen Gesellschaft einfach nicht mehr. Familie kommt zum Babyschauen, aber nicht zum Kochen. Nachbarn fühlen sich höchstens durch nächtliches Babygeschrei gestört und Freunde sind weit, weit weg. 

Mama – Papa – Kind. Das ist fordernd. Überfordernd! So war das von der Natur eigentlich nicht gedacht! 

Babyblues – uns was nun?

Wir haben uns ein paar Tipps überlegt, die jungen Familien in dieser Zeit vielleicht helfen können: 

1. Papa auf Urlaub, und zwar länger als eine Woche, sonst bleibst du womöglich gerade mitten im schlimmsten Babyblues allein: Mindestens zwei Wochen Urlaub für die erste Ankunft des kleinen Familienmitglieds wären sinnvoll. Besser noch drei Wochen. So kann der Partner nicht nur sein Baby richtig kennenlernen sondern auch zumindest den Start ins Wochenbett gut unterstützen. Außerdem ist Babyblues gemeinsam leichter durchgestanden als allein! 

2. Hilfeangebote IMMER annehmen. Wir haben es uns so angewöhnt auf die Frage – „soll ich dir helfen“ mit „danke, geht schon“ zu antworten. Damit tun wir uns keinen Gefallen. „Ja, bitte!“ Üben. 

3. Um Hilfe fragen! Deine Verwandten wollen Babyschauen kommen? Perfekt, vielleicht könnten sie bei der Gelegenheit gleich etwas zum Essen mitnehmen! Lass dich bekochen, und zwar mit viel Gemüse und gern auch so richtig vollwertig! Staubsauger darf auch gern mitgebracht werden ???? 

4. Kuscheln, kuscheln, kuscheln. Tatsächlich ist es so, dass nicht nur dein Baby von Körperkontakt profitiert, auch für uns Große ist das Kuscheln mit Baby heilsam. Am besten Haut an Haut und wenn Ihr unterwegs seid… in der Babytrage (ihr wisst ja: Babytragen ist einfach klasse!)

5. Gleichgesinnte treffen. Man kann über Babygruppen, Spiel- und Kursangebote denken was man will. Es ist aber immer eine gute Gelegenheit, Menschen zu treffen, die GENAU dasselbe erleben wie du. Gleichgesinnte. Eine Idee sind auch Monatsgruppen im Internet, mit denen du dich schon in der Schwangerschaft ausgetauscht hast. 

6. Weniger ist mehr: Hinterfrag Standards – muss die Wohnung jetzt wirklich perfekt aufgeräumt werden? Rückrufe? Mails beantworten? Neeeeiiiin. Versuch dich auf das Wesentliche zu besinnen – und das sind dein Baby und du. Jetzt ist die Zeit des Ankommens, des Müde-Seins, des Ausruhens, die Zeit zu heilen.  

Wenn ich von Babyblues schreibe, dann weiß ich ziemlich genau, was das ist. Besonders bei meinem ersten Kind hatte es mich voll erwischt. Und tatsächlich hat mir das Treffen mit Mamas, mit denen ich mich schon in der Schwangerschaft – damals über ein Elternforum – ausgetauscht hatte, enorm geholfen. Plötzlich war ich nicht mehr die einzige, die mit Baby auf der Krabbeldecke saß. Wir waren viele. 

Auch in den folgenden Monaten hat es einfach ungemein gut getan zu sehen, dass wir all diese kleinen auf und ab’s die das Eltern-Sein mit sich bringt (schlafen, durch-schlafen, dauerstillen, Wickeldramen, Beikostfragen) teilen und uns austauschen konnten. Und es ist daraus so manche bleibende Freundschaft entstanden. 

Wochenbett-Depression – wenn der Blues nicht aufhört

Eigentlich ist so ein Babyblues recht bald wieder überstanden. Die Herausforderungen bleiben natürlich, aber die Stimmung hebt sich dennoch wieder. 

Wenn der Babyblues bei dir aber mehrere Wochen oder gar Monate andauert, dann macht professionelle Hilfe wirklich Sinn. Eine postpartale Depression musst du nicht aushalten!

Hier findest du noch mehr zur Wochenbett-Depression.

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